Briefe an den Bezirk/svorsteher
Hier findet Ihr Briefe an den Bezirk/svorsteher! Wenn Ihr selber Briefe geschrieben habt, sendet Sie an uns, damit wir sie veröffentlichen können!
SO, 4.7.20, 14:35
Sehr geehrter Bezirksvorsteher, Wien, 04.07.2020
Sie rühmen sich damit, für unsere Anliegen ein offenes Ohr zu haben. Unsere Anliegen, die wir, als BürgerINNENinitiative in Form von Petitionen, persönlichen Gesprächen und Briefen vorgebracht haben, gingen aber bis jetzt ins Leere. Deshalb stehe ich nun hier, um ihnen meinen Standpunkt und einiges Wissenswertes über den Verkehr und diesen Bezirk näherzubringen.
Sehr geehrter BezirksVERsteher Sie sagen ja von sich selbst, dass Sie "...im ständigen Austausch mit Initiativen und Einzelpersonen..." stehen was die Gestaltung des Bezirks betrifft und viel VERSTÄNDNIS für unsere Sorgen haben. Dass aus diesem Austausch aber keine nennenswerte Gestaltung des Bezirks ersteht, vor allem was die Lebensqualität in den öffentlichen Bereichen des Bezirks betrifft, fällt vielen negativ auf. Hingegen haben zum Beispiel schon über 22 000 WienerINNEN die Petition Platz für Wien unterschrieben, die sich für mehr Platz fürs komfortable Gehen und angenehme Verweilen, für sichere Schulwege und attraktives Radfahren, kühle Straßen mit schattenspendenden Bäumen für alle WienerINNEN einsetzt.
Sehr geehrter BezirksVERKEHRER In der Verkehrspolitik läuft doch einiges verkehrt hier in der Brigittenau. Wussten Sie eigentlich, dass nur 25% aller Wege in Wien mit dem Auto zurückgelegt werden, Tendenz fallend. Im 20. Bezirk besitzen nicht einmal 30% ein motorgetriebenes Fahrzeug, das ist der 3.-niedrigste Stand in ganz Österreich. Und trotzdem wird hier im 20. Bezirk hauptsächlich Politik für die wenigen Autofahrer gemacht und nicht für die 20.000 Menschen die in Gehdistanz zum Hannovermarkt leben. Auch nicht für die fast 50% Jahreskartenbesitzer, die aus ganz Wien hierher kommen könnten. Und das mit einer Kombination aus den sehr guten Öffis und zu Fuß oder mit dem Rad.
Sehr geehrter BezirksVERSPIELER Verspielen sie nicht die Zukunft unserer Kinder! Es gibt sie ja, die Wohnstraßen, oder auch Spielstraßen genannt, die hie und da in den Bezirk eingestreut sind. Aber wie ihr Genosse aus dem 15. Bezirk Gerhard Zatlokal (SPÖ) letztes Jahr zu diesen richtig bemerkte: "Es genügt nicht am Anfang und Ende zwei Wohnstraßen-Tafeln aufzuhängen. Wichtig ist, was dazwischen passiert". Wenn Wohnstraßen so mit Parkplätzen links und rechts zugepflastert sind, dass wenig Platz zum Spielen und verweilen bleibt, obwohl das AUSDRÜCKLICH in solchen ERLAUBT ist; und wenn Wohnstraßen sehr oft so gelegen sind, dass sie gut als Abkürzung, zur UNERLAUBTEN DURCHFAHRT verwendet werden, dann sind das eben keine ernstzunehmenden Wohn- und Spielstraßen, sondern Taschenspielertricks.
Sehr geehrter BezirksVERDREHER Sie VERDREHEN die Tatsachen, wenn Sie meinen, dass unsere Forderungen für ein paar wenige gestellt werden, die auf Kosten vieler gehen würden, denn es ist genau umgekehrt. Obwohl fast 100% der WienerINNEN täglich längere und kürzere Strecken zu Fuß zurücklegen, sind nur 1/3 der Verkehrsflächen Gehsteige und Verkehrsinseln und überhaupt nur 1% in ganz Wien ist eine Fussgängerzone. Sie haben vor kurzem die Tatsachen noch weiter VERDREHT, in dem Sie in einem Flugblatt neuerdings BürgerINNEN in ihrem Bezirk als Lügner und Verfasser von Schmähschriften titulierten, die negative Auswirkungen auf BewohnerINNEN im Bezirk bereitwillig in Kauf nehmen würden, um ihre eigene Sache durchzusetzen.
Tatsächlich haben wir für unsere Petition: "Mobilitätswende Brigittenau- Für saubere Luft, Platz für Begegnung und sicheres Spielen" schon im Februar innerhalb weniger Wochen mehr als 500 Unterschriften gesammelt. Anfang Juni hat Otto unsere Anliegen dem Ausschuss vorgetragen. Und ich empfinde es deshalb als blanken Hohn, dass die temporäre Begegnungszone an den Brigittenauer Sporn gelegt wurde, obwohl eine unserer zentralen Forderungen eindeutig eine Begegnungszone oder noch besser Fußgängerzone im Herzen der Brigittenau, hier am Hannovermarkt ist. Da hätte man sie gleich in den, zu jener Zeit gesperrten, Augarten legen können.
Sehr geehrter BezirksVERLIERER Im Jahr 2020 wurde die hundertste Fußgängerzone eröffnet, der 20. Bezirk geht wieder mal LEER aus. Wir BürgerINNEN lieben und schätzen unseren Bezirk, und deshalb wollen wir die Lebensqualität auch immer weiter verbessert sehen. Aber im Moment wirkt ihr Verständnis dafür und ihr Wille dies in Angriff zu nehmen eher wie verloren, ....und das in einem Wahljahr.
Freundschaft, ihre Lisa, Wien 20
SO, 4.6.20, 14:05
Sehr geehrter Herr Bezirksvorsteher Derfler,
Aufgewachsen im schönen Donaufeld, drüben in Transdanubien, wohne ich seit den 90er Jahren auf der Mazzesinsel, mit einer Ausnahme - zwei Jahre durfte ich weit weg, nämlich in Sibirien, verbringen und meinen Horizont enorm erweitern.
Abwechselnd in der Leopoldstadt und in der Brigittenau lebe ich nun seit einem Jahr in der Gaulhofergasse. Ich mag die Buntheit des Bezirkes, ich mag die Nähe zum Donaukanal, zum Wienerwald, zur Donauinsel, zum Prater, und natürlich liebe ich den Augarten, wo ich sogar in einem Beet Kräuter und Gemüse ziehen darf.
Wenn ich aus meinem Haus gehe, komme ich gleich mal auf die Adalbert Stifter Straße. Wann immer ich diese Straße an einer der Ampelübergänge queren möchte, sehe ich dasselbe Bild: Tonnen um Tonnen von Autos und Lastern schieben sich auf dieser breiten Straße vorbei, während ich und weitere Menschen darauf warten, die andere Seite der Straße erreichen zu dürfen. Wir warten lange. Zu lange. Viel zu lange. Ich bin täglich Zeugin, wie die allermeisten dieser Menschen die Straße überqueren, bevor es grün wird. Natürlich kann man sie unsolidarisch nennen, weil sie hier nicht nach dem Gesetz handeln und einfach bei Rot über die Straße gehen und sich gefährden. Man könnte sie abstrafen für ihr fehlerhaftes Verhalten. Immerhin bekommen sie auch ihre paar Sekunden, bevor wieder minutenlang die Automassen durchrasen auf den vier Spuren, die ja schließlich schnell und ohne Stau an ihr Ziel kommen wollen. Nur: wer ist hier wirklich unsolidarisch? Für uns FußgängerInnen, die übrigens weitaus die Mehrheit in diesem Bezirk bilden, ist das so erniedrigend!
Die Zeiten sind speziell. Die Pandemie Covid 19 hält uns alle in Atem, während ein anderes, weitaus größeres und gefährlicheres, globales Problem vor uns hergeschoben wird wie lästiges Beiwerk, es scheint verdrängt zu werden: ich rede vom so genannten Klimawandel, von manchen aus Klimakrise genannt. Ich nenne es Klimakatastrophe.
Wir sind mitten drin und es wird viel zu wenig dagegen getan. Seit 35 Jahren kämpfe ich dafür, dass die Autos weniger werden, dass es eine Verkehrswende gibt, das wir endlich vernünftig werden und an allen Fronten dafür kämpfen (um diese Kriegsrhetorik zu verwenden), dass wir alles machen, dass wir ein glücklicheres, gesünderes und zukunftsträchtigeres, sicheres Leben führen in einer Welt voller Frieden und in Einklang mit den Regeln der Natur. Und: es ist wirklich viel passiert in diesen 35 Jahren. Damals bin ich als Frau ohne Auto, die alle Strecken mit dem Fahrrad oder den Öffis zurücklegt, noch eher belächelt bis bewundert worden. Langstreckenflüge vermeide ich, esse kein Fleisch und kaufe möglichst viele regionale und saisonale Lebensmittel. Ich versuche mit allen Mitteln, einen kleinen Fußabdruck zu haben und fair zu konsumieren.
Leider werde ich von einer Welt regiert, die dieser, meiner Lebenswelt, meinen Prinzipien und Visionen nur wenig gerecht wird. In den letzten Jahren hat sich dieser Trend nicht gerade ins Positive gewandelt, wenn ich auch viele, tolle Initiativen auf der ganzen Welt sehe, die einen guten Weg gehen, und eigentlich gibt es alle Vorbilder für die Zukunft, wie wir sie brauchen um gut überleben zu können.
Hier in der Brigittenau spüre ich hiervon... nichts. Der so genannte "Fortschritt" wird immer drastischer, dessen Auswüchse wirken sich auf unsere Umwelt, unsere Gesundheit, unseren Lebensraum für uns und unsere Kinder problematisch bis katastrophal aus und gefährden schließlich auch unseren sozialen Frieden. Gerade habe ich gehört, wie groß heute - am Samstag - der Unmut bei den älteren AnwohnerInnen und MarktkundInnen ist, die zu Fuß zum Bauernmarkt gehen und teilweise um ihr Leben fürchten, weil so viele Autos dort fahren und weil sie so dermaßen rücksichtslos schnell unterwegs sind.
Wo ist die Verkehrswende hier in der Brigittenau? Was ist in den letzten Jahren hier passiert? Viel zu wenig! Ich habe Angst, über die Straße zu gehen bzw. mit dem Fahrrad zu fahren, weil es derart viele Gefahrenquellen gibt, dass ich permanent Sorge habe, heil nach Hause zu kommen.
Währendessen atme ich schlechte Luft von den Auspuffen der vielen Autos, die meist nur eine einzige Person nach Hause oder in die Arbeit bringen. Ich gehe hier zum Markt, bringe meine Lebensmittel mit dem Rad nach Hause, ich lebe für diesen Planeten, mach alles dafür und --- werde täglich bestraft. Ich werde grundlos beschimpft und ich werde geschnitten, ich werde gefährdet. Weil es viel zu viel Raum für Autos gibt. Dort, im öffentlichen Raum, der uns allen gehört! Sehen Sie nicht die vielen, vielen Menschen, die eine Verkehrswende wollen? Sehen Sie nicht die vielen Kinder, die auf lebensfreundlichen Straßen spielen wollen, statt ständig Autos auszuweichen und ebenfalls gefährdet zu werden? Wollen nicht auch Sie coole Plätze und Gassen, in denen weniger Auto gefahren wird und mehr sozialer Austausch stattfindet? Ist es nicht die Sozialdemokratische Partei, die sich auf ihre Fahnen heftet, für die Menschen wirklich da zu sein, ihnen zuzuhören und eine lebenswerte Stadt zu schaffen?
Wien wird immer noch als die lebenswerteste Stadt gesehen. Aber es geht darum, dass sie sich an die Bedürfnisse der ganzen Welt 2020 anpasst! So, wie es jetzt in der Brigittenau aussieht, liegt einiges im Argen. Und es gibt hier großartige Initiativen, denen ich unendlich dankbar für ihre tolle Arbeit bin, was Verkehrspolitik von unten betrifft.
Ja! Der Platz auf den Straßen gehört gerecht verteilt!
Ja! Der Verkehr muss vermindert werden, mit allen Mitteln!
Nein! Zum Lobautunnel und zur dritten Piste.
Nein! zu Subventionen für Billigflieger und Prämien für den Kauf von Autos.
Stattdessen sollten wir doch Geld für den Kauf unserer Fahrräder bekommen.
Aber das ist ein anders politisches Ressort, andere EntscheidungsträgerInnen, ich weiß.
Ja! Zu Fahrradwegen auf möglichst allen Straßen hier im Bezirk! Die Klosterneuburgerstraße ist so breit, die Adalbert Stifter Straße noch viel breiter. Hier gibt es vier bis fünf Spuren (oder noch mehr?), zwei Parkspuren und keine einzige Fahrradspur! Ich ärgere mich wirklich täglich darüber! Ich sehe viele Räder - wohl aus Trotz - auf den Gehwegen fahren. Niemand macht sich damit beliebt, aber.... man wird regelrecht dazu gezwungen, die Verkehrsordnung zu missachten, um irgendwie sicher ans Ziel zu gelangen. Das ist erniedrigend und sowas von vorgestern, Herr Bezirksvorsteher.
Ja! Auch zu mehr Bäumen, die uns gute Luft und den so dringend benötigten Schatten spenden für zukünftige heiße Sommer.
Ich habe im letzten Jahr so viele Stellungnahmen von Initiativen gelesen, die sich über so viele Details liebevoll ihre Köpfchen zerbrechen. Sie machen das sogar mit kreativen Videos und mit Herzlichkeit.
Ich habe gleichzeitig keine einzige Stellungnahme von Ihnen gehört, werter Herr Bezirksvorsteher, bis auf diesen Brief, der letztens in unseren Postfächern lag, in dem Sie vor irgendeinem Flugblatt warnen, von dem ich bis heute nicht weiß, worum es in diesem ging und wie es aussah. Ich persönlich kenne ausschließlich wichtige, gute Flugblätter, die sich konstruktiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Darüber hätte ich gerne Ihre Stellungnahme als Postwurf in meinem Postkasterl gefunden!
Ich möchte sie wirklich gerne hören, Ihre Antwort, Ihre Visionen, Ihre Ideen, Ihre Vorschläge, um eine Verkehrswende hier im Bezirk konkret und baldigst umzusetzen.Immerhin gibt es im Herbst Bezirkswahlen. Und ich möchte eine gute Regierung für die nächste Legislaturperiode. Denn wir alle werden eine solche bitter nötig haben. Zum Überleben.
Mit freundlichen Grüßen
Doris Kittler
So 4.6.20, 9:20
An den Bezirksvorsteher,
die Brigittenau ist das innerstädtische Paradies für alle Autofahrer. Sollte es einmal eine Wien-Ausgabe von Fast & Furious geben, der 20te wäre der aufgelegte Drehort dafür. Die teils vierspurigen Straßen können selbst die größten SUVs problemlos benutzen. Auf der Lände, Wallenstein, Jäger- oder Adalbert Stifter Straße kann der Bezirk in Rekordtempo durchquert werden. Ein Drittel der gesamten Bezirksfläche ist für Verkehr "reserviert". Dass dieser Zustand - vorerst - so bleibt, "verdanken" wir Ihnen, Herr Bezirksvorsteher Derfler. Es ist bezirksbekannt, dass Sie der größte Lobbyist dafür sind - zulasten vieler Bewohnerinnen und Bewohner in der Brigittenau. Sie haben die autofanatische Politik im Bezirk im wahrsten Sinne des Wortes einbetoniert.
Es braucht in der Brigittenau eine Verkehrswende - und zwar eine demokratische und soziale Verkehrswende. Laute Durchzugsstraßen, schlechte Luftqualität und unerträgliche Hitze im Sommer treffen uns alle, aber am meisten all jene unter uns, die dem 24 Stunden -7 Tage die Woche ausgesetzt sind. Ich spreche von den sozial benachteiligten Mieterinnen und Mietern, die im Erdgeschoß wohnen oder ihre Fenster nur zu den großen Durchzugsstraßen öffnen können; von Kindern und älteren Personen, die auf ihrem Schulweg oder zum täglichen Nahversorger durch den Autoverkehr gefährdet werden, und denen der öffentliche Platz genommen wird; von allen, die vor den Hitzetagen nicht zum privaten Swimming-Pool auf die kühle Dachterrasse oder nach Ibiza fliehen können. Ich habe selber längere Zeit mit meinem kleinen Sohn (damals ein Baby) und meiner Freundin auf und zur Wallensteinstraße hin gewohnt und mich beim Fenster aufmachen öfters gefragt, ob das Öffnen jetzt wegen Luft und Lärm wirklich gescheit ist. Dabei sollte das doch mit das normalste der Welt sein. Und bitte erzählen Sie mir nicht, dass es am Brigittenauer Sporn zwischen Baustelle und Güterverkehrsbahnhof eh für ein paar Wochen eine Begegnungszone gegeben hat.
Gegen Lärm, Abgase und Hitze - es braucht eine radikale - und damit meine ich eine wirksame und spürbare- Verkehrsberuhigung für ALLE und sofort! Nur so erreichen wir eine bessere Lebensqualität für wirklich Alle. Es geht uns nicht darum, den Bewohnerinnen und Bewohnern notwendige Fahrten zu verbieten. Es geht uns darum, die Alternativen massiv zu fördern und egoistischen Verkehrsverhalten den Kampf anzusagen. Damit meinen wir auch die Schaffung von sicherer Radinfrastruktur und Radstraßen anstelle der unsicheren Radwege, die es derzeit auf manchen Straßen unseres Bezirks gibt. Und auch die Sicherstellung der Mobilität der schwächsten VerkehrsteilnehmerInnen, nämlich der Jüngsten und Ältesten, die im überwiegenden Maße zu Fuß unterwegs sind. Und ja, das bedeutet schlussendlich auch, dass wir den Autoverkehr vor unserer Haustür immer stärker einschränken werden. Verkehrspolitik ist Klimapolitik, und gleichzeitig auch Gesundheits- und Sozialpolitik, das sollte auch mal bis zur Bezirks-SPÖ durchdringen. Die Brigittenau zählt zu den Bezirken mit der niedrigsten Lebenserwartung, die hohe Abgasbelastung und überdurchschnittliche Hitzeentwicklung liefert dazu bewiesenermaßen ihren traurigen Beitrag.
Zuguterletzt ist es unglaublich, wie Sie, Herr Bezirksvorsteher, die Bedürfnisse der Anrainer und Anrainer_innen ignorieren. Mit jahrelangen Durchhalteparolen haben Sie die Bewohnerinnen und Bewohner hier zum Narren gehalten. Sie reden sich auf irgendwelche Sachzwänge aus und sagen das Ihnen die Hände gebunden sind. Ich muss ganz ehrlich sagen, es ist demokratiepolitisch mehr als bedenklich, wie Sie sich hier verhalten. Neben den ständigen Ausreden und 12jährigem verkehrspolitischen Winterschlaf finden Sie aber anscheinend die Kraft und das Geld im Bezirksbudget, um einen wirklich seltsamen Brief ohne Kontext aber mit zweideutigen Anschuldigungen an die Haushalte im Bezirk zu senden. Dabei frage ich mich: Was kann man sich mehr wünschen, als dass sich Bewohnerinnen und Bewohner so direkt für ihre Anliegen und die Bezirkspolitik engagieren. Initiativen wie die 20erinnen oder die Radlobby setzen sich ja zum Wohle aller ein. Ich kann auch nur sagen: Ich bin beeindruckt, was hier in letzter Zeit auf die Beine gestellt wurde.
Wir müssen zum Wohle aller unsere Verkehrspolitik überdenken, sowohl im Großen wie auch im kleinen hier vor Ort am Hannovermarkt, in der Wallensteinstraße, am Friedrich Engels Platz. Wir brauchen eine Verkehrsberuhigung - für mehr Lebensqualität im Bezirk.
Paul Hahnenkamp
Do., 4. Juni 2020, 09:04Sehr geehrter Herr Derfler!
Ich bin nun mittlerweile schon seit 3 Jahren Bewohner der Brigittenau und grundsätzlich auch glücklich hier zu wohnen. Dennoch fallen einem des Öfteren Zustände ins Auge, an denen eindeutiger Verbesserungs- und Erneuerungsbedarf besteht.
Dazu gehört eine innovative Verkehrsplanung, die allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird und nicht nur jenen 30 Prozent der AnwohnerInnen, welche ein KFZ ihr eigen nennen.
Außerdem ist es unbedingt notwendig Maßnahmen, gegen die sich jeden Sommer verschärfenden Hitzeinseln, welche in den dichtbebauten Wohngenbieten entstehen und die Lebensqualität, vor Allem der älteren BewohnerInnen deutlich beeinträchtigen, zu treffen.
Ich bin mir sicher, dass die genannten Punkte schon des Öfteren an Sie herangetragen wurden, decken sie sich ja zum Großteil mit den Forderungen der Initiative "Die20er*Innen", für die ich mich in Zukunft auch engagieren werde.
Ihr Umgang mit der Forderung einer temporären Begegnungszone in der Brigittenau hat mich nicht weniger als schockiert. Gut argumentierte und auch berechtigte Wünsche der BürgerInnen, deren Umsetzung eine lediglich minimale Anpassung der bestehenden Verhältnisse erfordert hätte, mit der Umsetzung dieser Forderung am äußersten Rand des Bezirkes, an dem für niemanden ein Mehrwert entsteht zu beantworten, halte ich für regelrecht zynisch.
Ich bitte Sie im Bezug auf diese Themen eine Dialogbereitschaft mit allen BürgerInnen und auch Initiativen beizubehalten und deren Forderungen nicht einfach abzutun, sondern diese auch in Ihre Arbeit als Bezirksvorsteher einfließen zu lassen und die resultierenden Entscheidungen offen und transparent zu argumentieren und vertreten. Mit intransparenten Entscheidungen und einer Politik der Verhinderung, welche zugunsten weniger agiert und sich gegen die Wünsche der Mehrheit der BewohnerInnen stellt, sind auch mit Blick auf diesen Herbst keine Wahlen zu gewinnen. Lassen Sie sich doch einmal auf was neues ein! Die beste Politik entsteht, wenn Entscheidungsträger und Betroffene direkt zusammenarbeiten und neue Konzepte gemeinsam erarbeiten und umsetzten. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Brigittenau gemeinsam fit für die Zukunft und zu einem lebenswerteren Bezirk für alle BewohnerInnen machen können. Ich hoffe Sie teilen diese Auffassung!
Mit besten Grüßen aus der Wallensteinstraße, Daniel Pölzl
6. April 2020, 13.30
Wir gestalten die Brigittenau
Sehr geehrter Herr Worotynski!
Ein Samstag im Mai, 10 Uhr. Die Sonne erhellt bereits die Wohnung, Zeit, die Fenster zu öffnen, um den Vögeln zu lauschen. Der Wind lässt die maigrünen Blätter rauschen, ein erster Hauch von Sommer durchdringt den Morgen. In der Ferne hört man die Standler am Hannovermarkt ihrem Samstagsgeschäft nachgehen, Stimmen auf der Straße und der Kaffee am Fenster schmeckt nach Zufriedenheit. So könnte es sein.
Ein Samstag im Mai, 10 Uhr. Die Sonne erhellt bereits die Wohnung, leider keine Zeit, die Fenster zu öffnen, da vor dem Haus bereits die ersten Autos in zweiter Reihe parken und alle anderen zu hupen beginnen. Nachdem in der Nacht wieder bis 2 Uhr morgens die Remusauspuffe auf den Rennstrecken der Brigittenau alias Seitengassen getestet wurden, ist es in der Wohnung stickig, doch bei Autolärm und -abgasen schmeckt der Kaffee bitter. Ein Blick auf die Webergasse zeigt Beton, Autos, in der Nacht verbotenerweise abgeladenen Sperrmüll und Red-Bull-Dosen auf jedem Parterre-Fensterbrett. Kein Grün, keine Vögel, keine Ruhe. So ist es.
Die Brigittenau wäre ein lebenswerter Bezirk, die Einwohner sind vielfältig, es gibt einen Markt, es gibt rund um den Wallensteinplatz viele Gründerzeithäuser, die ein wunderbares städtisches Flair schaffen. In Gehdistanz können alle Bedürfnisse des Alltags gestillt werden, die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist hervorragend. Der Augarten, der Donaukanal und die Donauinsel sind mit dem Rad in Kürze erreichbar. Man sollte meinen, hier ist die Welt noch in Ordnung. Doch betrachtet man die Situation genauer, so fallen einem mehr Schwachstellen auf, als einem lieb ist.
Das wunderbare Flair wird durch ständigen Autolärm getrübt, die Gassen heizen sich im Sommer so auf, dass man sich den Winter herbeisehnt. Die paar Gehmeter möchte man vermeiden, weil an jeder Straßenecke ein Auto auf einen wartet, das unnötigerweise in der 30er-Zone wieder voll auf das Gaspedal steigt. Das Rad zu nehmen ist auch eine Herausforderung, weil z.B. von der Friedensbrücke kommend der Radweg plötzlich endet oder man vom Donaukanal über den Leipzigerplatz auf die Donauinsel bei Straßenquerungen nicht einmal eine Radfahrüberfahrt vorfindet. Einerseits ist es gefährlich, andererseits repräsentiert es den Bezirk nicht, in dem viele Menschen zu Fuß gehen, die öffentlichen Verkehrsmittel nützen oder eben immer mehr mit dem Fahrrad unterwegs sind. Es ist eine falsche Annahme, man würde Verkehrsteilnehmer/innen in der Brigittenau gegeneinander ausspielen. Man gibt nur den Bewohner/innen den Raum zurück, der ihnen gebührt. Der Großteil es Verkehrs macht nämlich der Transit und die Bewegung zum Markt hin (und wieder weg) aus, da sehr viele niederösterreichische Kennzeichen am Samstag ihre Kreise ziehen. Hier muss ein Problembewusstsein dafür entstehen, dass der Verkehr sowohl eine Gefahr für Kinder und ältere Menschen auf den Straßen des Bezirks darstellt als auch die Luft aller Brigittenauer/innen verschlechtert. Die Lösung wäre eine Begegnungszone oder ein Fahrverbot für den Individualverkehr rund um den Hannovermarkt, denn die Situation ist besonders in den Gassen zwischen Klosterneuburgerstraße, Wallensteinstraße und Jägerstraße nicht mehr erträglich. Dadurch wird die Besucherzahl des Marktes nicht sinken, das genaue Gegenteil beweist nämlich der Brunnenmarkt, der trotz einer umfassenden Fußgängerzone (!) laut Studie der Stadt Wien 2019 zum beliebtesten Markt geworden ist. Eine Aufwertung durch mehr Grün und weniger Verkehr täte also dem Grätzl und dem Markt mehr als gut.
Apropos Aufwertung. Immer schwingt die Angst, der Bezirk würde durch eine attraktivere Gestaltung der Gemeinschaftsflächen gentrifiziert werden, mit. Die Mieten würden steigen und niemand könnte sich den 20. Bezirk mehr leisten. Derzeit leben viele Menschen der einkommensschwächsten Bevölkerungsschicht in der Brigittenau, welcher genau diese Aufwertung zugutekäme, da diese nicht auf ihrer Dachterrasse oder im Schrebergarten den Samstag verbringen können. Eine Verbesserung der Lebensqualität verhindern zu wollen, da man befürchtet, die Immobilienpreise könnten steigen, ist mehr als kritisch zu hinterfragen.
Das wiederkehrende Thema der Sommerhitze in der Stadt sowie der fehlenden Begrünung soll an dieser Stelle nicht ausgespart werden. Die Begrünungsidee des Streifens zwischen Bäumen und Gehsteigen in Teilen der Klosterneuburgerstraße ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Frage stellt sich aber auch bei anderen, vor allem Richtung Süden ausgerichteten, Straßen, die sich bereits in den Vormittagsstunden aufheizen. Die Stadtregierung hat ein sehr großes Budget zur Verfügung gestellt, wodurch auch in Gassen Leitungen entsprechend verlegt werden könnten, die bisher Baumpflanzungen verhindert haben. Ich bleibe bei meinem anfänglichen Beispiel der Webergasse. Die Webergasse verläuft parallel zur Wallensteinstraße, endet aber in der Hannovergasse. Kein Straßenzug ist von der Webergasse abhängig, die Webergasse ist keine notwendig Einbahnstraße um beispielsweise umkehren zu können, es befinden sich in der Straße keine Geschäfte (außer an den Ecken zu den Einkaufsstraße) und trotzdem gibt es nicht einmal einen Baum. Warum nicht eine grüne Lunge - gänzlich ohne Autos - im am dichtesten bebauten Viertel der Brigittenau schaffen? Weil dem Bezirksvorsteher bisher keine Straßen "eingefallen sind" (Bezirksvertretungssitzung 12.02.2020), die man autofrei gestalten könnte.
Diesbezüglich wird immer wieder die Debatte Autos gegen Radfahrer, Bäume gegen Parkplätze geführt. Ein Bezirk, der eine sinkende Anzahl an gemeldeten KFZ hat, der darf auch eine sinkende Fläche an Verkehrsflächen haben. Kärntnerstraße, Mariahilferstraße, jetzt Rotenturmstraße - die "Verdrängung der Autos" wertet Straßenzüge auf. Ich besitze ein Auto. Ich finde immer einen Parkplatz in kürzester Nähe zu meinem Wohnhaus, da viele Parkplätze - abgesehen vom Samstag - frei sind. Das heißt, es gäbe genug Platz, um Grünraum zu schaffen, es gäbe genug Parkplätze, wenn der Markt öffentlich angefahren wird. Es gibt also genug Potential, das Sie mit Ihrer Aussendung nun auch bekunden.
Die Aussendung empfinde ich aber als Affront. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich über die meisten dieser Maßnahmen wäre, aber es ist nun einmal ein Wahljahr und Versprechen werden nach der Zusicherung des Mandants viel zu häufig als doch "unrealisierbar" abgetan. Es wird hier mit den seit Jahren kommunizierten Sorgen der Bürger/innen eine Kampagne ins Leben gerufen, die aber seit jeher in den heiligen Hallen des Britgittaplatzes verhallt sind. Abgesehen von dieser Postwurfsendung wurden all diese Forderung nach mehr Grün, mehr Radfahrabstellplätzen, mehr Radwegen, weniger KFZ-Verkehr, weniger Lärm - in Summe - mehr Lebensqualität als unrealistische Forderungen einer kleinen Gruppe abgetan.
Ich wünsche mir für alle Brigittenauer/innen, dass wir gemeinsam (!) eine lebenswerte Brigittenau schaffen können.
Mit freundlichen Grüßen, Elke Huber, Hannovergasse
6. April, 10:28
Sehr geehrter Herr Bezirksvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Bezirksfraktionen, derzeit erleben wir in Österreich etwas in den letzten Jahrzehnten nicht Dagewesenes - Geschäfte sind geschlossen, Menschen sind aufgefordert zu Hause zu bleiben und viele verlieren ihre Arbeit. Die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen treffen vor allem jene, die auf engstem Raum zusammenleben müssen und hier insbesondere Kinder [1]. Da die Brigittenau zu den einkommensschwächsten Bezirken Wiens zählt [2] und öffentliche Freiflächen fehlen oder derzeit geschlossen sind, besteht hier ein besonderer Bedarf für Alternativen zu sorgen. Aufgrund der dramatischen Lage für viele BewohnerInnen in den Städten, hat das BMK "Temporäre Fußgängerstraßen" in einer Gesetzesnovelle möglich gemacht [3]. Im Namen von DIE20ER*INNEN appelieren wir an Sie, in der Brigittenau ein Netzwerk an temporären Fußgängerstraßen einzurichten bzw. diese bei der Stadt Wien einzufordern. Fußgängerstraßen ermöglichen Menschen, die keinen Garten oder Terrasse haben, ins Freie zu kommen und dabei den Mindestabstand einzuhalten - bestehende Gehsteige sind oft viel zu schmal. Kurzum: Uns fällt hier die Decke auf den Kopf und auf die Öffnung des Augartens kann nicht mehr zugewartet werden! Folgende Straßenzüge schlagen wir als Fußgängerstraße vor:
- Pasettistraße
- Hannovergasse
- Othmargasse
- Brigittagasse
- Treustraße
- Universumstraße & Rebhanngasse
Als temporäre Begegnungszone bieten sich folgende Straßenzüge an:
- Wasnergasse mit Berücksichtigung der Buslinie
- Jägerstraße zwischen Gaußplatz und Wallensteinplatz
- Pappenheimgasse mit Berücksichtigung der Buslinie
Temporärer geschützter Radstreifen durch Sperrung eines Fahrstreifens:
- Brigittenauer Lände zur Entlastung des Treppelweges
- Adalbert-Stifter-Straße als Weg zur Donauinsel
Mit der Bitte um rasche Umsetzung und Rückmeldung verbleiben wir mit freundlichen Grüßen DIE 20ER*INNNEN
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/corona-europarat-haeusliche-gewalt-pejcinovic-buric-101.html[2] https://www.wien.gv.at/statistik/arbeitsmarkt/tabellen/einkommen-gesamt-bez.html[3] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200402_OTS0199/coronavirus-gesetzesaenderung-ermoeglicht-temporaere-fussgaengerstrassen-in-staedten-und-gemeinden
DI 14. April 2020, 15:02
An SPÖ Brigittenau und Die 20er*innen, Liebe Mitbürger,
seit Jahren verweigert die SPÖ den Bürgerinnen und Bürgern des 20. Bezirks jegliche Verbesserung der Lebensqualität, wenn es um die Gestaltung des öffentlichen Raumes geht. Meine Kinder müssen auf schmalen Gehwegen aus Sicherheitsgründen immer an der Hand geführt werden, sie atmen die Abgase rückwärts einparkender Autos ein, müssen durch triste Straßen, in denen es keinen einzigen Baum gibt.
Ein selbstständiges Bewegen mit dem Fahrrad ist meinen Kindern aufgrund der Gefahr durch Autos nicht möglich, da die SPÖ alles dem Autoverkehr und Parkplätzen unterordnen. Für die Belange der schwächsten Verkehrsteilnehmer interessiert sich der Bezirksvorsteher nicht. Kurzum: Die SPÖ macht blaue Verkehrspolitik auf dem Rücken der schwächsten Verkehrsteilnehmer.
Im Namen meiner Kinder fordere ich die SPÖ zu deutlichen Verbesserungen auf, was die Gestaltung unseres gemeinsamen Raumes angeht – denn dies ist auch der Raum meiner Kinder! Neben der Begegnungszone am Hannovermarkt ist endlich die Wallensteinstraße in eine für Fußgänger ansprechende und für Radfahrer benutzbare Form zu bringen. Konkret heißt dies:
• Begrünung durch Bäume oder wo abschnittsweise nicht möglich durch Blumenbeete
• Baulich getrennter Radstreifen für Radverkehr in beide Richtungen: die Wallensteinstraße ist die einzige Radverbindung zwischen Friedensbrücke und Millennium City
• Verbreiterung des Gehweges und permanente Sitzgelegenheiten für Gastronomie
• Parkplätze sind zur Förderung des Handels in Ladezonen umzugestalten
• Der PKW-Verkehr soll (wie in der Kosterneuburger) platzsparend über die Gleise geführt werden
Sollten hier weiterhin Parkplätze als Ausrede für eine Totalblockade angeführt werden, macht sich die SPÖ zum Teil des Problems.
Carl Friedrich Kreß, Dammstraße